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Integration und Inklusion
Integration und Inklusion sind zwei Worte, die nicht dasselbe bedeuten, obwohl es in beiden Fällen um die Teilhabe behinderter Menschen geht. Nach dem modernen Verständnis ist Integration das Einbeziehen von Menschen, die aufgrund ihrer Behinderung von vielem ausgeschlossen sind, die Forderung nach Inklusion will eine Gesellschaft, in der niemand integriert werden muss, weil niemand ausgeschlossen wurde.
Wissenschaftler haben die Unterschiede systematisch beschrieben. Das soll hier in barrierefreier und verständlicher Form darstellt werden. Im der folgenden Übersicht geht es um die Bedeutung dieser Worte für den Bereich Schule:
Integration | Inklusion |
---|---|
Eingliederung von Kindern mit besonderem Bedarf in die allgemeine Schule | Leben und Lernen für alle Kinder in der allgemeinen Schule |
Besondere Schule je nach Schädigung | Umfassende Schule für alle |
Zwei-Gruppen-Theorie: behindert / nicht behindert, mit / ohne sonderpädagogischen Förderbedarf |
Theorie der Vielseitigkeit in einer Gruppe: viele Minderheiten und Mehrheiten |
Aufnahme von behinderten Kindern | Veränderung der Schule |
Denken von Individuen aus (individuum-zentriert) | Denken von einer Gesamtheit her (systemisch) |
Fixierung auf die schulische Ebene | Beachtung der emotionalen, sozialen und unterrichtlichen Ebenen |
Ressourcen für Kinder mit Etikettierung | Ressourcen für das Schulsystem |
Spezielle Förderung für behinderte Kinder | Gemeinsames und individuelles Lernen für alle |
Individuelle Lehrpläne für Einzelne | Ein individualisierter Lehrplan für alle |
Förderpläne für behinderte Kinder | Gemeinsame Reflexion und Planung aller Beteiligter |
Anliegen und Auftrag der Sonderpädagogik und Sonderpädagogen | Anliegen und Auftrag der Schulpädagogik und Schulpädagogen |
Sonderpädagogen als Unterstützung für Kinder mit sonderpädagogischen Förderbedarf | Sonderpädagogen als Unterstützung für Klassenlehrer, Klassen und Schulen |
Ausweitung von Sonderpädagogik in die Schulpädagogik hinein | Veränderung der Sonderpädagogik und Schulpädagogik |
Kombination von (unveränderter) Schul- und Sonderpädagogik | Zusammenwirken von (veränderter) Schul- und Sonderpädagogik |
Kontrolle durch Expertinnen und Experten | Kollegiales Problemlösen im Team |
Quellen
HINZ, A.: Von der Integration zur Inklusion - terminologisches Spiel oder konzeptionelle Weiterentwicklung?
Zeitschrift für Heilpädagogik 53/2002, S.354-361.
CLOERKES, G.: Soziologie der Behinderten. Heidelberg 2007, 3. Aufl., S.221
Schlußfolgerungen
- Inklusion ist ein Zukunftswort: ein Ziel. Die Idee der Inklusion verlangt eine Praxis, die eine Veränderung aller gesellschaftlichen Bereiche bewirkt, die eine Benachteiligung behinderter Menschen bewirken (Strukturen, Funktionen, Systeme, Zustände, Ideen, Form und Grund).
- Solange die Grundlagen der Benachteiligung behinderter Menschen nicht beseitigt sind, kann man - entsprechend der Definition von Inklusion - nur von Integration sprechen, wenn von Einbeziehung die Rede ist.
- Integration in behindertenfeindliche Strukturen enstpricht nicht dem Ziel von Inklusion.
- Die beliebige Vertauschung des alten gegen das neue Wort bewirkt nichts.
- Für die Hörgeschädigtenpädagogik ist das Thema Inklusion eine besondere Herausforderung. Wichtig ist nicht, welches Wort man verwendet, sondern welche Theorie welche praktischen Schlußfolgerungen verlangt: wie ganz konkret das Zusammenleben aller am besten erreicht werden kann.
- Hierbei müssen die Bedürfnisse der Menschen mit Behinderung berücksichtigt werden. Das Bedürfnis schwerhöriger, gehörloser und taubblinder Menschen nach der Entwicklung ihrer Idendität ist zu berücksichtigen auch im Hinblick auf Gebärdensprache und Kultur der Gehörlosen.
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